Die Außenpolitik im Spiegel der Caricature

In der Außenpolitik hätten die Linke und weite Teile des Volkes gern an die ruhmreichen Zeiten des Empire angeknüpft. Der Friedenswillen der französischen Regierungen, ihr Bemühungen um eine Entente cordiale mit England und um Koexistenz mit den Nordostmächten Rußland, Österreich und Preußen wurde daher voller Erbitterung als Feigheit interpretiert.
Eine wichtige Grundlage der Außenpolitik war das Nichteinmischungsprinzip. Frankreich verzichtete damit auf ein Eingreifen in die Innenpolitik anderer Staaten, wollte dieses Recht aber auch keiner anderen Macht zugestehen. Man befand sich hiermit durchaus im Gegensatz zu den Nordostmächten, die seit 1815 die Heilige Allianz bildeten und sich seit 1820 ein Interventionsrecht zur Aufrechterhaltung der staatlichen Ordnung in Europa vorbehielten. Der Linken war dieser Grundsatz ein Dorn im Auge, weil er auch ausschloß, daß Frankreich die Befreiungsaufstände anderer Nationen unterstützte.

 

J.J. Grandville (1803-1847) und M.: Während er seinen Hahn rupft, nehmen sich der Russe, der Österreicher und der Preuße Freiheiten bei seiner Frau Françoise (= Frankreich) heraus.
Pl. 205 aus La Caricature Nr. 100 vom 4.10.1832
Eine Beschreibung des Verhältnisses Frankreichs zu den anderen europäischen Staaten - wie die linke Opposition es sah. Der gallische Hahn wird hier vom Bauern Louis-Philippe für den englischen König gerupft - eine Charakterisierung der Entente cordiale, die nach Meinung der linken Opposition nur England Vorteile brachte. Unterdessen wird die France, die hier als Frau des Bürgerkönigs erscheint, also unter seinem Schutz stehen müßte, von Friedrich Wilhelm III. von Preußen, dem österreichischen Kaiser Franz I. und Zar Nikolaus I. belästigt. Der politische Umgang mit den Nordostmächten wird so als ehrenrührig für Frankreich dargestellt.