Opposition mit dem Zeichenstift

1830-1835      La Caricature

Ausstellung im Siegerland Museum
Ausstellungsforum Haus Oranienstraße

- Siegen -

vom 19. November 2000 bis zum 14. Januar 2001

Die Wochenzeitschrift La Caricature erschien in Paris vom 4. November 1830 bis zum 28. August 1835. Nach der kurzlebigen Silhouette (Dezember 1829 - Januar 1831)war die Caricature das erste politisch-satirische Journal in Frankreich, in dem die Bildbeilage einen besonderen Stellenwert besaß.
Herausgeber des Journals war Charles Philipon (1800-1862). Der ideenreiche Unternehmer betrieb seit 1829 das Verlagshaus und Karikaturengeschäft Aubert und sollte zu einer der bedeutendsten Verlegerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts werden. Zu den Mitarbeitern gehörten Künstler wie J.J. Grandville (1803-1847) und Honoré Daumier (1808-1879). Sie trugen dazu bei, daß in der Caricature Kunst und Journalismus eine einzigartige Verbindung eingehen konnten.

Charles Philipon (1800-1862) und Auguste Desperret (1804-1865): Auf Deine Nase, d'Argout, in Dein Auge, Barthe, gegen Euch alle, Ihr Dickbäuche!
Pl. 259 aus La Caricature Nr. 125 vom 28.3.1833
Eine Selbstdarstellung Charles Philipons: Er tritt in der Rolle des Narren auf, der der Titelvignette des Journals entstammt. Mit den Pfeilen der Satire schießt er auf Louis-Philippe und seine Regierung.

Der Start der Publikation wurde begünstigt durch Lockerungen der Pressegesetzgebung nach der Julirevolution von 1830, in deren Folge der hoffnungsvoll begrüßte Bürgerkönig Louis-Philippe auf den Thron kam. Nach einer kurzen Phase satirischer Vielfalt wurde die Caricature aus Enttäuschung über die politische Entwicklung des Staatswesens, der sogenannten Julimonarchie, zum republikanischen Oppositionsblatt, das den Herrschenden den Kampf ansagte.
In der Caricature wurde in Bild- und Textteil nun ausschließlich das Tagesgeschehens kommentiert - aus republikanischer Sicht und mit den übertreibenden Mitteln der Satire. Die Protagonisten, insbesondere der König, wurden scharf beobachtet und heftig attackiert.
Vor allem in den ersten beiden Jahren ihrer Existenz war die Caricature wegen ihrer Tendenz manchen Verfolgungen ausgesetzt, konnte sich aber behaupten. Ihr Ende kam 1835, als nach einem Attentat auf Louis-Philippe die sogenannten Septembergesetzen erlassen wurden, die unter anderem den Schutz für König und Regierung gegen Beleidigungen verstärkten, das Bekenntnis zur Republik untersagten und die Vorzensur für Zeichnungen und Drucke wieder einführten. Die Publikation eines Journals für politische Bildsatire wurde damit unmöglich.
1830 jedoch sah alles noch ganz anders aus - die Vorgeschichte der Caricature beginnt mit der Julirevolution.

 

Die Ausstellung war vom 7. Mai bis zum 18. Juni 2000 im Museum der Stadt Ratingen zu sehen; vom 19. August bis zum 24. September 2000 wurde sie in Herford im Daniel-Pöppelmann-Haus gezeigt.

 

Konzeption der Ausstellung sowie Gestaltung der Internetseiten:
Dr. Susanne Bosch-Abele
Organisation der Ausstellung: Klaus Thelen, Stellvertretender Leiter des Museums der Stadt Ratingen, und Dr. Susanne Bosch-Abele

Zurück zur Homepage